Vielleicht kennst du das auch – diese Enge, die sich im Alltag aus dem ständigen müssen, dem härter arbeiten, dem mehr versuchen ergibt. Manch einem kann es in all der Schwere helfen, sich über die Konzepte von Leichtigkeit und Fehlerfreundlichkeit etwas mehr Lebensfreude in das Leben zurückzuholen.
Finde deine Leichtigkeit wieder und lebe fehlerfreundlich
Die Illusion des “gut genug”
Unsere Leistungsgesellschaft bedingt oft stets gut sein wollen, alles mindestens super zu machen.
In einigen Aspekten mag das Streben nach Exzellenz ein hilfreicher Katalysator sein – aber er hat sich mittlerweile in unserer Gesellschaft verselbstständigt.
In fast allen Lebensbereichen fragen wir uns nun, ob wir gut genug sind: Als Mutter, als Partnerin, als Angestellter? Ist der Haushalt ordentlich genug? Bin ich schlank genug? Sind meine Kinder oder mein Hund erzogen genug?
Neben der Tatsache, dass wir uns so einen inneren Kritiker erschaffen, der uns und unsere Leistung konstant – und zwar 24/7 – bewertet, ersticken wir mit unserem Leistungsanspruch unsere unbekümmerte Zufriedenheit, unsere natürliche Kindlichkeit im Kern.
Remember: Your natural state is joy
Wer probiert schon gerne etwas Neues aus, entdeckt etwas Altes wieder oder macht nur etwas aus Jucks und Dollerei, wenn der uns so gut bekannte kleine Mann im Kopf schon auf seinen nächsten Einsatz wartet: “Das musst du doch besser können”, “Das war jetzt aber keine Glanzleistung”, “Guck mal wie es bei anderen klappt?”, “Was die anderen wohl gedacht haben?”, “Wie das wohl aussah?”
Das Streben nach dem “gut genug” wird zu unserem inneren Kompass, statt den Kompass auf mehr Freude und Leichtigkeit auszurichten
Wobei also, kann Leichtigkeit oder Fehlerfreundlichkeit helfen?
Leichtigkeit statt Perfektion
Mit einem Mindset auf Perfektion ausgerichtet, bewegen wir uns in einer gedanklichen und emotionalen Enge, deren Grenzen gut und schlecht, richtig und falsch, besser und schlechter heißen.
Sich auf diesem Spektrum einsortieren zu lassen oder selbst einzusortieren, kann nicht nur einengen, wütend und frustriert machen, sondern bietet mit Sicherheit keinen Nährboden für das Gefühl der Leichtigkeit oder gar der Fehlerfreundlichkeit.
Entwickle und etabliere Fehlerfreundlichkeit
Edison als Erfinder der Glühbirne wurde gefragt, wie er damit umgegangen sei, dass er über 1000 Versuche gebraucht habe, bis sie schließlich leuchtete. Er entgegnete, es habe einfach 1000 Wege gefunden, wie sie nicht leuchtet.
Ein wichtiger Schritt zur Leichtigkeit im Leben kann es also sein, zunächst unser Mindset zum Thema “Fehler machen” umzuschreiben.
Bei einem nicht geglückten Versuch (den Aufschlag beim Tennis zu schlagen oder das neue Computerprogramm nicht richtig zu bedienen) geht es also darum, sich nicht als nicht gut genug, sondern als übend zu sehen. So entsteht eine viel größere Chance auf Leichtigkeit und einen liebevollen Umgang mit sich selbst . was wiederum der größte Garant dafür ist, ein Thema erneut Freude mit Freude anzugehen.
Je häufiger wir in einem uns selbst bewertenden Kreislauf aus vermeintlichem Scheitern und “nicht gut genug können” gefangen sind, umso weniger leicht wird es uns fallen, eine Aufgabe mit absoluter Leichtigkeit zu erledigen, etwas neues nur aus reiner Freude auszuprobieren oder einen ganzheitlich liebevollen Blick auf uns selbst zu werfen.
Detache from outcome und genieße so das Üben in Leichtigkeit
Starten wir aber aus unserem “erwachsenen” Leistungsanspruch heraus und gehen mit Blick auf ein zu erreichendes Ergebnis an etwas heran, verpassen wir die Chance etwas nur aus reiner Freude zu tun. Wir fokussieren das Ergebnis, machen damit die Tür zu unserem Herzen und zu unserer Intuition zu, da wir unserem Kopf und unseren rationalen Ideen das Steuer übergeben. Diese Tür zu unserem Herzen, zu unserer kindlichen, nicht rationalisierenden Freude steckt der Schatz zu mehr Leichtigkeit im Leben: Albernheit, Ausgelassenheit, sich selbst und das Ergebnis nicht zu ernstnehmen, einfach mal ausprobieren und gucken was passiert. Kannst du noch erinnern, wie du dich als Kind in einer Sache völlig verloren, die Zeit komplett vergessen hast?
Selbstvertändlich kann ich, wenn ich etwas wirklich erlernen will, danach streben besser zu werden. Aber bei jeder nicht 100igen Ausführung mit uns selbst zu hadern, wird uns ebenso wenig besser, sondern nur verbissen machen statt den Weg zu genießen. Wir richten den Blick auf das Ergebnis und messen uns daran.
Wie genau kann ich das machen?
Um zunächst einen Perspektivwechsel vorzunehmen, kann es hilfreich sein herauszufinden, welche inneren Zweifler sich bei dir melden?
Ist es bei dir vielleicht…
– du musst nur härter arbeiten?
Härter zu arbeiten, kann in vielen Bereichen hilfreich sein. Im Bezug auf die Gestaltung der Lebensqualität ist etwas angestrengter zu versuchen, nicht immer der beste Ratgeber.
– du kannst etwas nicht? oder konntest es eh noch nie?
Ein innerer Kritiker, der den Selbstwert anzweifelt, ist das perfekte Mittel jeden Flow und jede Freude zu ersticken. Wer es nicht (in Freude) übt, kann es nicht können – oder hat eine seltene Gabe.
Bedenke, es geht darum mehr Leichtigkeit und Lebensfreude in unseren Alltag zu bringen – also die Dinge zu finden, die wir einfach aus Freude tun, nicht um der nächste Weltmeister zu werden.
Übe, dein Tun auch mal vom Ergebnis loszulösen
Es gilt die Lebensbereiche zu finden, die NICHT unserem grundlegenden Streben nach Leistung und dem Wunsch der Beste zu sein entsprechen.
Am Anfang steht die Suche nach dem was Freude macht
Die meisten Menschen, die wirklich herausragend in etwas sind, lieben was sie tun. Das heißt am Anfang stand ausschließlich die Freude an der Sache. Diese Begeisterung hat sie etwas immer und immer wieder tun lassen. Stell dir vor, du tust etwas, einfach weil es dir Spaß machst und vergisst dabei die Zeit – ist das nicht wirklich erstrebenswert?
Bedenke: Wir wollen die Quelle deiner kindlichen Leichtigkeit finden. Stelle dir dafür folgende Fragen:
– Was würdest du tun, wenn du dir keine Gedanken machen würdest, ob es du “talentiert” bist, es kannst oder wie es wirkt, wenn du es versuchst?
– Wovon hast du schon immer mal geträumt es auszuprobieren? Was lässt dich richtig ins Träumen kommen?
– Was hast du bspw. als Kind gerne gemacht?
– Bei welcher Tätigkeit, welchem Hobby, welcher Fähigkeit schaust du anderen zu und denkst “das würde ich auch gerne können?”
Tipp: Hinterfrage hierbei, ob es ein innerer Herzens-Wunsch ist (etwas das zu tun, dich wirklich mit Freude erfüllt) oder ob es eher ein rationales Streben ist, das unserem permantenen Wunsch “gut zu sein” (also aus dem Kopf statt dem Herz) entspringt. Ideen, die unserem Kopf entspringen folgen oft dem Antrieb “gut sein” zu wollen oder etwas zu erreichen, statt “Freude zu haben”
– Hast du etwas gefunden, überlege dir ein persönliches Mantra, das du deinem inneren Zweifler gegenüber stellst: “Ich lege jede Bewertung ab und folge nur dem, was mir Freude bringt”
Bleibe auch bei der Auswahl neuer Themen in deiner Fehlerfreundlichkeit: Selbstverständlich kann das erste, zweite oder dritte Thema, dass du in Leichtigkeit ausprobierst, eventuell nicht das sein, was dich aufblühen und alle Kritiker vergessen lässt.
– Übe dich auch hier in Leichtigkeit: Lasse es wieder und probiere etwas Anderes. Who cares? Das Einzige, das zählt, ist die Steigerung deiner Lebensfreude.
Sei Pippi, nicht Annika: Hole kindliche Leichtigkeit in deinen Alltag zurück.
– Was lässt dich kindliche Freude empfinden? Rennen? Schaukeln? Deinen Partner dein Haustier durchkitzeln? Völlig absurd tanzen? Auf einen Baum klettern? Ja, das darf man als Erwachsener noch.
– Was ist dein ganz persönliches Freiheitsgefühl aus deiner Kindheit?
…auf dem Balance-Board sein, auf der Slackline deine Balance suchen oder Jonglieren ausprobieren?
Erlaube dir auch als Erwachsener einfach loszulassen und frei von Bewertung zu sein. Traue dich langsam ran: Übe zunächst beispielsweise ganz alleine – nur vor dir selbst (und deinem inneren Kritiker?).
Überlege dir 3 Dinge, die dich diese Freude empfinden lassen und setze sie in den nächsten Tagen zwischen deine strenge Agenda.